Falsche Versprechungen der Stadt

von Dr.-Ing. Peter Müller

Als gelernter Verkehrsplaner weiß ich, dass neue Straßen innerhalb von Städten grundsätzlich auch Mehr-Verkehr anziehen. Das ist wie bei Angebot und Nachfrage in der Wirtschaft: Man kann in Darmstadt davon ausgehen, dass die Nachfrage nach Straßenfläche und Autoverkehrsgelegenheiten das Angebot an Straßenverkehrsflächen übersteigt. Bei neuen Straßen ergeben sich also neue Autofahrgelegenheiten.

Daraus ergibt sich das 1. Argument, das mir bei Ihrer Argumentation m. E. bisher zu kurz kommt:  

1) Die angeführten Verkehrsprognosen – und die damit begründeten Entlastungswirkungen der NO-Umgehung - sind sehr zweifelhaft. Die damit verbundenen Versprechungen der Stadt nach  Verbesserungen für die Bevölkerung sind daher unredlich. Das ist aber das Hauptargument der Stadt. Aber der Rhönring und die Heinrichstraße, ganz zu schweigen vom City-Ring, werden im Darmstädter Straßennetz immer Hauptverkehrsstraßen bleiben, an denen es niemals erträgliche Wohnbedingungen geben wird. Zum anderen sind aus Erfahrung  die Verkehrsprognosen für eine unbekannte Zukunft durch viele Annahmen und vage Voraussagen als prinzipiell sehr unsicher anzusehen (aus diesen Gründen werden auch Nach-Untersuchungen zur Überprüfung von Verkehrsprognosen nach dem Bau einer Straße so gut wie nie durchgeführt!).

Ein 2. wesentliches Argument kommt m. E. auch zu kurz:  

2) Die Kosten (der Stadt) von ca. 40 Mio € für diese Straße werden nicht einem Alternativprogramm im Verkehrsbereich gegenübergestellt. Es wird nicht aufgezeigt, was mit einer 40 Mio € – Investition im Verkehr der Stadt DA alles an Verbesserungen erreichbar wäre (und nicht nur im Autoverkehr, sondern für alle Verkehrsteilnehmer und Verkehrsarten). So brauchte man keine NO-Umgehung als Begründung für die Entlastung der Innenstadt vom Schwerlastverkehr, wenn man (sofort)  den LKW-Verkehr eine konsequente Kontrolle und Zurückweisung des Durchgangsverkehrs durchführen würde, was zudem nur mir einem vergleichsweise geringen Kostenaufwand verbunden wäre.  

Dr.-Ing. Peter Müller ist Verkehrsplaner aus Darmstadt